Der Junior
- maltenberger2
- 27. Juni 2023
- 2 Min. Lesezeit
Aktualisiert: 18. Aug. 2023
Der Junior, ein umgänglicher Typ mit einem charmanten Lächeln war relativ rasch nach einem kurzen Auslandsaufenthalt wieder in das Hotel eingestiegen und sprang mal da und mal dort ein. Sein Aufgabenfeld war noch nicht klar definiert. Er war bei den Gästen, als auch bei den Mitarbeitern beliebt.
Von heute auf morgen fiel der Vater durch einen Unfall aus und da die Rückkehr nicht absehbar war, musste der Junior spontan übernehmen. Nach dem anfänglichen Schock innerhalb der Führungsmannschaft versprach man der Mutter, die viel Zeit am Krankenbett ihres Mannes verbrachte, den Zusammenhalt und dass man gemeinsam diese schwere Zeit bewältigen würde.
Schon bald kam es zu den ersten ernsthaften, massiven Streitigkeiten im Führungsteam, die vor allem gegen den Junior adressiert waren. Aus der Sicht der Führungsmannschaft traf er eine Fehlentscheidung nach der anderen.
Er verstand nicht, wohin dieses Wohlwollen ihm gegenüber, nun verschwunden war.
Was war passiert?
Seine Erfahrungen mit der Führungsmannschaft waren eingefärbt durch seine Rolle als Junior. Das Wohlwollen hat nicht ihm, sondern dem Vater gegolten. In der Runde der Führungsmannschaft wurde er mitgezogen und freundlich geduldet. Er hat jedoch wenig bis gar keine Rückmeldung zu seinem Tun und Handeln erfahren, weder vom Vater noch von den Führungskollegen.
Wer will schon das Verhalten des Juniorchefs beurteilen? Wenn, dann hinter vorgehaltener Hand. So lebte er im Glauben, dass seine Aktionen wirksam sind und er eine gute Führungskraft ist, weil der Betrieb ausgezeichnet lief und seine Zurufe ins Team großteils umgesetzt wurden. Die Autorität wurde ihm nicht automatisch durch die krankheitsbedingte Abwesenheit des Vaters überlassen.
Lösungsansatz
Um überhaupt selbst einschätzen zu können, wie gut man führt, braucht es eine Führungs-Bewusstheit. Also einen Blick auf sich selbst.
Diese Fähigkeit sich selbst beim Führen zu beobachten kann gelernt werden.
Ein erster Schritt, um mehr Einsicht über seine Führungskompetenz zu erlangen, ist mehr über sich selbst zu erfahren. Fragen zu stellen und richtig zuzuhören ist nicht nur eine sehr wirksame Führungshaltung, in diesem Fall auch eine gute Übung, um Kontakt mit dem Führungsteam aufzunehmen.
Je kritischer das Gegenüber ist, umso häufiger sollten Fragen gestellt werden. Dabei muss es ihm gelingen, auf Augenhöhe mit den Abteilungsleitern zu kommen und sich den Auftrag als (temporäre) Führungskraft neu abzuholen.
Dies gelingt, wenn er offen bleibt, nicht sofort aufgibt, wenn der Widerstand sich nicht legen will. Wenn er diese Chance nutzt und aus dieser in Watte gepackten Illusion aussteigt.
Nicht umsonst sagt man: Wer fragt, der führt!
Frage + Fragen + Fragen + Zuhören und nochmals mehr Zuhören
Was braucht ihr von mir?
Was habe ich missverstanden?
Wie kann diese Zeit, bis der Vater wieder kommt, gut gestaltet werden?
Womit würden wir in als Team stolz machen?
Womit kann ich eure Arbeit gut unterstützen?
Was kann ich dazu beitragen, dass wir an einem gemeinsamen Strang ziehen?
Welche Ziele setzen wir uns bis dahin?

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